Hongkong Tagebuch 12.10.02

Jetzt ist die Zeit in Shanghai also auch schon vorbei. Liege gerade auf meinem Hardsleeper im Zug zurück nach Hongkong und tippe ein paar Zeilen, bis sich die Chinesen hier mal beruhigt haben und der Zug sich in Bewegung setzt.
Heute Morgen bin ich mit verklebten Augen gegen 9.30 Uhr aufgestanden. Schnell duschen, Sachen packen und ein letztes Mal die Mails abrufen. Rene und Kiki pennen noch. Auch wenn sie mich eigentlich mit zum Bahnhof begleiten wollten, moechte ich sie nicht wecken. Ich kann ja auch alleine mit der Metro von der einen bis zur anderen Endstation fahren. Am Bahnhof herrscht ja sowieso das große Chaos!
Also schnell fertig gepackt und Rene und Kiki ein letztes mal druecken und bei sonnigen 26 Grad zur Metro Station marschiert. Dort angekommen hatte ich großes Glueck, da die Bahn gerade einfuhr. Was dann passierte ist hier Tagesordnung. Sobald sich die Tueren oeffnen machen die Leute ein kleines Spiel miteinander. Sie spielen "Die Reise nach Jerusalem". Es beginnt also ein unbeschreiblicher Run auf die Sitzplaetze und da kann es schon mal passieren, dass der eine Chinese bei dem anderen auf dem Schoß sitzt, da er vielleicht eine Zehntel Sekunde zu spaet dran war.
Am Bahnhof angekommen fand sich das befuerchtete Chaos vor. Mit Muehe konnte ich meinen richtigen Bahnsteig finden und da warteten vielleicht schon 500 Chinesen darauf, den Zug besteigen zu duerfen. Als die Schotten sich oeffneten das gleiche Bild wie eben schon fuer die Metro beschrieben. In hysterischer Hektik stuermen die Chinesen los zum Zug. Warum eigentlich?! Jeder hat seine Platzkarte und es ist noch locker eine dreiviertel Stunde bis zur Abfahrt. Und da dachte ich die Deutschen waeren schon verrueckt. Aber die Chinesen spinnen in dieser Hinsicht total.
In Anbetracht dessen, das sich der Zug gerade in Bewegung gesetzt hat, werde ich mich jetzt schoen ans Fenster setzen und noch ein wenig die Landschaft von China genießen.
Diesmal hatte ich wieder drei Frauen und zwei Maenner im Abteil. Ich glaube ich hatte wieder Glueck mit meinen Abteilsgenossen.
Irgendwann sprach ein Mann aus meinem Abteil an und daraufhin haben wir bestimmt 2-3 Stunden ueber Gott und die Welt philosophiert. Wir tauschten Visitenkarten aus und er will mir ein Mail schicken, wo er mir noch ein paar interessante Adressen in HK schreiben wollte.
Als die Dunkelheit einbrach nahmen alle außer mir (ich wollte unter allen Umstaenden vermeiden das Klo im Zug benutzen zu muessen und schaltete deshalb mein Koerper auf Standby in dem ich nichts aß und nichts trank!) ihr Abendessen zu sich nahmen, kroch ich in meine Koje und las noch etwas, bevor um 22 Uhr die Lichter ausgingen und ich den Schlaf der Gerechten zu mir nahm…